Montag, 23. November 2015

Warum es so still um mich war

Die Hallo meine lieben Leserinnen und Leser!
Vielleicht habt ihr meine Postings vermisst oder euch Gedanken gemacht, warum ich gar nichts mehr poste. Der Hauptgrund für war bzw ist noch immer mein linkes Knie bzw das was davon übrig ist.
Aber ich beginne die Story am besten am Anfang. Die Odyssee mit meinem linken Knie begann ziemlich am Tag genau vor zwei Jahren. Aufgrund heftiger anhaltender Schmerzen nach einem Einriss des inneren Seitenbandes wurde ein MR gemacht. Dabei wurde festgestellt, dass ich einen ganz schlimmen Knorpelschaden hatte, sozusagen Knochen auf Knochen. Der behandelnde Chirurg riet mir zu Microfracturing - bei dieser Behandlung wird der Knochen angebohrt und es bildet sich eine knorpelähnliche Substanz. Das wäre die einzige Möglichkeit um ein künstliches Kniegelenk, eine sogenannte Knietotalendoprothese (Knie-TEP) noch zu verhindern. Gesagt, getan! Ich durfte mein Knie 6 Wochen kaum belasten, humpelte auf Krücken durchs Leben und verbrachte unzählige Stunden in der Physiotherapie. Ich kämpfte tapfer und konsequent, doch die Schmerzen nahmen nicht ab - im Gegenteil - sie nahmen stetig zu. 
Besagter Kniespezialist und Sportmediziner riet mir zu einer Knietotalendoprothese, auch wenn ich eigentlich noch zu jung dafür bin - wann ist man in meinem Alter schon mal zu jung für etwas?😎
Einerseits die andauernden Schmerzen und andererseits bestand die Gefahr, dass durch meinen hinkenden Gang und die Schonhaltung mein anderes Knie, die Hüften und die Bandscheiben in Mitleidenschaft gezogen würden. 
Ende April 2014 wurde dann also die Knieprothese im LKH Bruck an der Mur eingesetzt. 



Nach einem 12- tägigen Spitalsaufenthalt durfte ich wieder in meine heimischen Gemächer und es begann ein langer und sehr schmerzhafter Kampf. Die Physiotherapie wurde mein zweites Zuhause und in unserem Wohnzimmer sah es auch wie in einem Turnsaal. 
Doch alles Mühe war vergebens, das Knie ließ sich nicht mehr als 60 Grad beugen. Mein Physiotherapeut Erik, den ich hier nochmal meinen größten Dank aussprechen möchte (ohne ihn hätte ich die Kraft für all das nicht gehabt), schickte mich im Dezember 2014 dann wieder zurück zum Chirugen, der das Knie in Narkose beugte uns sehr viel Narbengewebe herausschnitt.




Und wieder begann ein neuer Kampf, wieder alles von Anfang an. Krücken, Motorschiene, Morphiumtabletten und Physiotherapie ohne Ende. Zur Draufgabe dann noch Lymphdrainage und Manipulativmassage um das Gelenk zu mobilisieren, denn die Beugung hatte sich zwar auf 90 Grad gesteigert, ließ aber nach wie vor zu wünschen übrig. Zitat meines Therapeuten:" Von 100 Kniegelenken sind 10 Scheiße. Deines gehört leider zu den 10."
Im Mai beendete dann der Kniespezialist dann die Behandlung. Und das obwohl ich noch immer starke Schmerzen hatte, nicht wie ein normaler Mensch über Treppen gehen konnte und die Beugung bei 90 bzw 95 Grad steckte. Er sagte, das Gelenk sei wunderbar stabil und die Bänder seien straff und fest, alles bestens. Er meinte, so lange hätte er noch niemand behandelt und außerdem sei das bei mir eine "mentale Geschichte", gleich wie bei seiner Frau und das würde schon wieder.
Ratlos und hilflos saß ich nun zuhause und wusste weder ein noch aus.
Ich beriet mich mit meinem Hausarzt und der meinte, ich solle mir das Knie einmal auf der orthopädischen Spezialklinik auf der Stolzalpe ansehen lassen. In der dortigen Kniespezialambulanz wurde nach einer ausführlichen Untersuchung und mehreren Röntgen mein Knie infiltriert und mir wurde zu weiterführenden Untersuchungen im Rahmen eines stationären Aufenthaltes im LKH Stolzalpe geraten. Als erstes wurde mir vor Ort gesagt, dass die Bänder viel zu locker seien und deshalb die Muskeln die Satbilisierung übernehmen und deshalb alles überreitztt und entzünden sei. Von wegen straffe Bandverhältnissre. Zum anderen bestehe bei dem Oberschenkelteil der Prothese ein "Overstuffing" und ein Spalt zwischen Knochen und Prothese von 4-5 mm. In der Zwischenzeit (bis zum stationären Aufenthalt) ging ich weiter brav in die Schmerzambulanz um meine Hydaltabletten langsam ausschleichen zu lassen und außerdem wurde meine sehr harte und schmerzhafte Narbe alle 14 Tage mit ca 22 Stichen infiltriert. 
Vor lauter Verzweiflung und um ja nichts unversucht zu lassen, begann ich auf Anraten meines Physiotherapeuten mit Krafttraining und stellte meine Ernährungsgewohnheiten radikal um, denn jedes Gramm zuviel auf den Rippen, schadet der Knieprothese.
Konsequent zog ( und ziehe es noch immer) ich gemeinsam mit meinem Mann 4 mal pro Woche im Studio unser Kraftraining durch und wir begannen richtig zu essen. Es klingt paradox, aber durch mein weniges Essen, stellte sich mein Körper auf ein "Notprogramm" und speicherte die spärliche Nahrung (und noch dazu war es die falsche) sehr fleißig in meine Fettdepots und ich verwandelte mich nach und nach zu einem Michelinmännchen.
Ich möchte euch hier gerne DAS Foto zeigen, das das Fass zum überlaufen brachte, bzw mich dazu brachte, meine Ernährungsgewohnheiten zu überdenken.


Das Foto hat eine Freundin von mir gemacht und ich fühlte mich - bis zu dem Zeitpunkt, als ich dieses Foto von mir auf Facebook sah - nicht dick. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich sah mein Moppel-ich, zudem ich mich durch eineinhalb Jahre Bewegungsmangel durch mein Knie mehr oder weniger gezwungen war, entwickelt habe. Durch gezieltes, konsequentes Muskelaufbautraining und der Verbannung von minderwertigen Lebensmitteln und zuckerverseuchtem Zeugs aus meinem Leben, begann ich mich langsam zu transformieren. Und das trotz meines Handycaps mit meinem linken Knie, denn damit könnte ich nicht viel machen außer ab und zu mit meinem umgebauten Moutainbike (ich musste mir die Kurbel auf der linken Seite um 3 cm verkürzen, damit ich überhaupt treten könnte) ließ ich die Ausdauersportarten links liegen, die im übrigen überbewertet werden, denn wer dauerhaft Gewicht abnehmen will, muss Muskeln aufbauen. Aber Achtung: Am Anfang nahm ich 4 kg zu, denn Muskeln wiegen ein Vielfaches von Fett.
Bevor ich zu meiner bislang vierten OP in zwei Jahren ins Krankenhaus einrückte, habe ich noch ein Selfie von mir gemacht um meinen Trainings- und Abnehmerfolg zu dokumentieren:



So gestärkt und "transformiert" legte ich mich am 3. November wieder "unter das Messer", aber diesmal bei den richtigen Spezialisten im LKH Stolzalpe. In einer mehr als 3 Stunden dauernden OP wurde meine nicht passende Prothese ausgebaut und gegen eine neue, für mich passend ausgetauscht. Die Stabilität würde dich einen anderen Einsatz erhöht und meindurch die OP's in Bruck sehr in Mitleidenschaft gezogenener Oberschenkelmuskel wurde auch "repariert". Laut den Chirugen vom Knieteam, war mein Knie eine richtige "Baustelle". Also war das doch keine "mentale Geschichte", sondern eine mechanische, an der mich keine Schuld traf.

Das Knie sah am Tag 2 nach der OP schon weniger dick aus als vor der OP und auch der Schnittverlauf wurde schöner angelegt.
Dank der ausgezeichneten Pflege und der tollen Höhenlage auf über 1200 m Seehöhe

- das Krankenhaus ist das große Gebäude ganz oben am Berg - und dem schönen Herbstwetter ging es mir dort ausgezeichnet. Nach 12 Tagen wurde ich wieder in die Freiheit entlassen und seit etwas mehr als einer Woche bin ich wieder in heimischen Gefilden im Kreise meiner Lieben. Meine "ausgebaute" Titanprothese dürfte ich als Souvenir mit nach Hause nehmen.



Ich habe zwar nach wie vor starke Schmerzen, bekomme aber ausreichend Schmerzmittel, trainiere wieder mit der Motorschiene und trainiere wieder 4 mal pro Woche, allerdings lasse ich die Beine aus. Zum einen gehe ich mit Krücken und zum anderen muss das Knie Carl 8 Wochen mal heilen, bevor dann Anfang Jänner die Therapie startet.
Ich hoffe, ich habe euch mit meiner endlosen Geschichte nicht zu sehr gelangweilt - alle die sie bis zum End durchgelesen haben, werden nun vielleicht verstehen, warum mir oft die Zeit und vor allem die Motivation und Lust zum Schreiben fehlte.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen guten Start in die neue Woche, alles Liebe, eure 
Susi